VW LT 31 Campervan – expect the unexpected

ich dachte es ist nun an der Zeit euch meinen Umbau / Restaurationsbericht zu präsentieren – auch unter dem Gesichtspunkt, dass es für viele andere eventuell interessant sein könnte, zu sehen was alles an Arbeit auf einen zukommen kann.

Aber nun kurz zur Vorgeschichte und dem Kauf eines VW LT 31, der so nämlich definitiv nicht geplant war.
Da ich leidenschaftlich gerne Motorrad fahre und in Zukunft auch unbedingt Rennstrecke fahren möchte, war ich auf der Suche nach einem Transporter der sowohl mich, die Motorräder, Werkzeuge, Reifen etc. aufnehmen kann, aber auch die Option bieten muss damit in den Urlaub zu fahren (Camper).

10. Januar 2019
Es begann also die Suche nach einem passenden Basisfahrzeug – jede Nacht wurden diverse Portale bemüht, verglichen, Foren gewälzt, Autos angesehen (u.a. Iveco Daily, Sprinter, Jumper, Transit, Ducato) aber nichts davon hatte mir aus ästhetischen und platztechnischen Gesichtspunkten wirklich gefallen.
Eines nachts sprang mir auf Kleinanzeigen ein Ex-Feuerwehr-Einsatzfahrzeug (aber dazu später mehr) ins Auge. Angeschrieben, angeschaut, Probefahrt gemacht und gekauft – Kostenpunkt 5500€.
Karre fuhr super, hatte frischen TÜV und war auf den ersten Blick in einem relativ guten Zustand.
Eckdaten:
VW LT 31 Bj. 1992 2,4 L TD 1G aufgelastet auf 3,4 T zlgG. lang und hoch.

Da dies mein erster Transporter und überhaupt mein erstes EIGENES Auto war und ich von der Materie „Autokauf“ absolut keine Ahnung hatte, schätzte ich den Zustand des LT als „gut“ ein (großer Fehler).

Da steht sie nun – die zukünftige Baustelle für das nächste Jahr – ich hatte zum Glück die Möglichkeit das Auto in der Einfahrt meiner Eltern zu Parken. Dort befindet sich auch meine kleine Werkstatt und sämtliche Werkzeuge die man theoretisch benötigt um ein Auto komplett auf links zu ziehen. Berufsbedingt habe ich relativ viel Freizeit im Vergleich zu anderen Berufen und konnte so fast jeden Tag zum LT fahren um dort zu schrauben.
Da ich schon mein ganzes Leben leidenschaftlich gerne alte Dinge repariere, an alten Werkzeugmaschinen bastle oder Möbel baue, ist die Werkstatt mit allem ausgestattet, was das Schrauberherz begehrt (Drehbank, Fräse, Schweißgerät, Plasmaschneider etc.)

So nun kann es los gehen – Nach genauerem betrachten kam schnell die Ernüchterung – ROST ! ROST ! ROST ! und eine Menge Pfusch von diversen Vorbesitzern. Es stellte sich nämlich heraus, dass die Historie weiter zurück reicht als das Fahrtenbuch der Feuerwehr vermuten ließ. Der LT lief als Kastenwagen vom Band, wurde von der Firma BINZ zu einem DRK-Rettungswagen umgebaut, bis ca. 1996 betrieben und dann von der Freiwilligen Feuerwehr gekauft, umlackiert, misshandelt und 2018 außer Dienst gestellt.
Also los – alles Raus was keine Miete Zahlt !

es waren insgesamt ca. 300KG 3mm Stahlblech im gesamten Innenraum verbaut, dazu diverse Lampenträger, Geräteträgerbleche, zusatzversteifungsstreben hinter dem Blech aus dickwandigem Vierkantrohr… Alles weder grundiert oder sonst wie geschützt – dahinter immer wieder Styroporplatten als Dämmung.

Da man am besten mit Rost umgeht, indem man ihn großzügig heraustrennt, begann ich zunächst damit, die Rostigen Bleche des Vorbesitzers an den Radläufen herauszutrennen. Diese waren nur mit Karosseriekleber eingeklebt und von unten mit Bitumen versiegelt.

Nachdem die Ladefläche größten Teils wieder lochfrei war begann ich damit die Anschlussbleche der Schweller und des Heckblechs wieder herzustellen – es stellte sich nämlich ebenfalls heraus, dass die vorhanden Bleche weder original noch passend waren. Auf den Fotos kann man zwar von den alten Blechen nichts mehr sehen, die Löcher sprechen aber finde ich für sich.

Also ran an die Arbeit – Bleche kanten, einschweißen, versiegeln etc…

Eine neue Umhausung für den Tankstutzen musste ebenfalls her

Die nächste Baustelle war der Bereich der Schiebetür – dort waren alle Ecken dermaßen wegerostet, dass ich kurzer Hand fast alles neu machen musste.
Aber zuerst war die Schiebetüre ansich dran, dort war im unteren Bereich eine dicke Durchrostung, der Rest war ok. Den Rost rausgeschnitten, Streifen eingesetzt, umgebördelt und eingepunktet. Anschließend alles verzinnt, plan geschliffen und grundiert.

Hier sieht man den Zustand des Eingangsbereichs vorher

Und das ist danach passiert – viel Kleinschweißerei…

Etwas später kamen dann die ersten Schwellerarbeiten – wieder ein vorher nachher Vergleich.

Also…. ran da. Alles Sandstrahlen so gut es geht und dann Stück für Stück wieder nachbauen und zuschweißen.

Nun ging es an den Scheibenrahmen und das Frontblech – musste beides teilweise geschweißt, teilweise komplett ersetzt werden.

Ich fing mit Rostentfernen und Sandstrahlen an, danach wurden die Löcher geschweißt und verzinnt.

Dann habe ich das Frontblech rausgetrennt und ein neues Reperaturblech eingepasst.

Der Träger unter dem Frontblech war noch OK und wurde nur an einer Stelle entrostet und komplett mit EP Grundierung versiegelt.

Nun Ging es weiter mit der restlichen Karosserie – hier wurde zunächst komplett blank geschliffen wo es nötig war (alter 1k Lack der Feuerwehr) und dann EP grundiert. Aufs blanke Blech wollte ich nicht spachteln.

Immer wieder zwischendurch schleifen schleifen schleifen und wieder spachteln – Teilweise mit EP Spachtel oder Polyester. Danach immer wieder eine Schicht Grundierung als Sperre. Im Endeffekt ein sehr aufwändiger Lackaufbau aber ich denke es hat sich gelohnt.

Jetzt wurde es Zeit die gesamte Karosserie final zu grundieren und zu füllern. Es fehlen natürlich hier und da ein Paar Fotos von diversen Zwischenschritten aber wer bis hier her gelesen hat kann sich ungefähr vorstellen, dass dieser Schritt für mich ein absoluter Meilenstein gewesen ist.

Falls es interessiert – mein Lackiersetup für den Bus sah folgender Maßen aus:
Absauganlage die Unterdruck im Zelt erzeugt und mehrere Lackierpistolen für Grundierung, Füller und Decklack sowie ein 800L Kompressor von Kaeser in der Werkstatt.

So und nun – kommt der Lack auf den Bus , Türen und Anbauteile – aber schön der Reihe nach.
Erstmal alle Türen ausbauen, abschleifen, spachteln, grundieren.

Jetzt aber endlich Decklack ! Erstmal die ganze Karre abkleben und alles entfetten.
Dann zwei Schichten 2k Decklack in VW Mausgrau für die Karosserie und die Türen. Das Dach wird in 2k Cremeweiß lackiert – ebenfalls zwei Schichten.

Jetzt sind die Türen an der Reihe – der Lack ließ extrem gut spritzen und hatte einen super Verlauf.

Nun der Rest der Karosse.

Dann kam der Laderaum an die Reihe – hier wurde ein Mipa Polyurethanlack verarbeitet (weil ich ihn noch von einem anderen Projekt übrig hatte und später sowieso alles verkleidet wird).

Jetzt war nur noch das Dach übrig – also Farbe anmischen und los.

Alles schnell zusammenbauen und schon sah der LT wieder aus wie ein AUTO in den besten Jahren. Fenster und Dichtungen eingezogen, Beschläge montiert und tada…

Es verging etwas Zeit und ich musste auf einige Pakete warten – unter anderem Armaflex für die Isolierung und eine Holzlieferung für den Ausbau. So wurde dann erstmal die Technik die noch übrig war auf Vordermann gebracht. Gemacht wurden folgende Dinge.

  • Bremszangen vorne neu, Scheiben und Beläge ebenfalls
  • Bremsschläuche und Leitungen alle komplett neu
  • Bremskraftregler neu
  • Trommelbremse hinten beidseitig komplett neu
  • Bremsankerbleche neu
  • Handbremsseile neu
  • Handbremszug nach vorne komplett neu
  • Alle elektrischen Leitungen im Bus neu
  • Alle Flüssigkeiten und Öle frisch
  • Rückleuchten hinten beide neu
  • Rechter Außenspiegel neu
  • etc etc etc… ich lass mal lieber Bilder sprechen

Bremsanlage vorne, Bremskraftregler und weiterer Bremsenkram

Um kurz was dazwischen zu schieben – die Wagenheberaufnahme vorne links habe ich auch neu gebaut – fiel mir gerade so ein.

Kurzer Break – das Amaturenbrett musste komplett überholt werden – einige Verbindungen waren auf den Folien nicht mehr Leitfähig, Stecker korrodiert oder abgebrochen, überall wurde mittels Stromdieben gepfuscht und die ganze Krankenwagenelektrik musste raus. Gott sei dank ist mein Vater ein absoluter Spezialist auf seinem Gebiet und er aus dem Amaturenbrett und der gesamten Elektrik wieder ein funktionierendes Ganzes gemacht. DANKE dafür !

Dann ging es an die Revison aller Kabel, Stecker etc.

Langsam muss hier im Innenraum mal was geschehen – also ran da und Armaflex und Alubutyl in jede Ritze quetschen !

Nun die Bodenplatte rein und anpassen – hier kamen 16mm Siebdruckplatte zum Einsatz – diese wurde nicht geklebt sondern auf einer Lage Armaflex schwimmend verschraubt (Einziehmuttern im Boden und M10 Bolzen).

Jetzt geht es Schlag auf Schlag und die Innenverkleidung aus Pappelsperrholz kommt in den Bus. Zwischendurch kamen aber immer wieder andere Sachen wie die Heckstoßstangenecken dazwischen.

Nun aber zum Holz – alle Panele wurden mittels Einziehmuttern und oder Blechschrauben befestigt und sind einzeln abnehmbar wenn es sein muss. Das war mir wichtig um eventuelle Roststellen früh und einfach zu bekämpfen.
Auch habe ich die originalen Verkleidungsteile der Türen und Fahrerhaus mit Karosseriefilz bezogen.

Kurzer Rückschlag – unter der Abdeckung des Luftfilters befindet sich beim LT eine Schale aus Kunststoff in der die Filterpatrone liegt. DADRUNTER war ROST – egal rausgeschnitten, Blech gebogen, eingeschweißt und fertig is.

Nach dem kleinen Schock ging es zügig weiter mit dem Innenausbau und dem Bau der ersten Schränke und Staukisten. Erstmal nen Plan machen und alles vermessen.

Beim Küchenblock habe ich mich zu dieser Zeit noch für eine quer eingebaute Version entschieden – das hat sich mittlerweile geändert.

Und weils so schön kalt war direkt noch die neue Webasto Standheizung eingebaut

Nächste Aufgabe – Küchenblock und Gaskasten bauen ! Erst der Block dann das LOCH.

Um die Gasflasche sicher unterzubringen und damit der Tüv nicht meckern kann alles schön gesichert und abgedichtet.

Die Gasflasche steht auf 2cm breiten Leisten über dem Loch (mit Edelstahlgaze gegen Nagetiere und Insekten gesichert). Sie wird in einem Halbkreis mittels Spanngurt fixiert und bewegt sich keinen Millimeter mehr. Der Kasten ansich ist innen mit Sikaflex abgedichtet.
Nun ging es sehr schnell weiter – um im Bus vernünftig kochen zu können braucht man in irgendeiner Form Abluft. Der LT hatte bei mir einen Pilzlüfter auf dem Dach. Diesen hab ich wieder schick gemacht und eingebaut – er kann sowohl Pusten als auch absaugen – praktisch.

Jetzt braucht er nur innen noch eine art Ring als Verkleidung – kurz zur Bandsäge und ein bisschen was zurecht gesägt.
Weiter gehts mit Strom – der Bus soll später möglichst autark stehen können. Dafür gibt es 3 Stromquellen – Lichtmaschine, Landstrom und Solar. Gespeichert wird alles in 2 x 120 Ah AGM Versorgerbatterien. Die Steuerung übernimmt eine Kombieinheit von Votronic. Sie überwacht den Ladestand, Ladestrom, Gesundheitszustand der Batterie und wenn man lieb fragt kocht sie auch Kaffee.
Sie kann mittels eingebautem Solarregler 250W Solarstrom einspeisen, erkennt automatisch woher welcher Strom kommt und und und…

Nun wird es Zeit die Küche fertig zustellen – untergebracht werden 50L Frisch und 50L Abwassertanks unter der Spüle bzw. in der Staukiste daneben. Wasser kommt via Tauchpumpe in den Hahn. Gasleitung von der Kartusche direkt zum Kocher über eine Stahlleitung und Schneidringverbindern.
Abluft oben auf der Arbeitsplatte für den Kühlschrank. Es musste auch noch eine große Schublade Platz finden. Ich pack einfach mal alle Fotos zusammen hier hin.

Wo pennt der eigentlich ? Ganz einfach.

Das erklärt immer noch nicht wie der Typ im Bus schlafen soll ! – Stimmt.
Ich wollte unbedingt eine frei Ladefläche im Bus damit ich mein Motorrad da unterbringen kann. Deshalb blieb nur die Möglichkeit das Bett modular aufzubauen.
Die Sitzkissen rechts und Links werden mittels 45° Leisten (french cleat) an der Boardwand befestigt. Sie sind mittels Klett auf Siebdruckplatten fixiert und rasten unten in einer Aluschiene ein. So kann man sie ganz einfach anheben und zwischen die Staukisten legen.

Aufgebaut sieht das ganze dann so aus.

Okay aber wo ist der Tisch ?

Er wird nur mittels Konus in seinem oberen Teil auf dem Tischbein gehalten. Unten wird er mittels Threatlock geschraubt und kann bei nicht gebraucht einfach in einer der Staukisten verschwinden. Simple but good.
Und ja auf den Fotos sieht man auch noch einiges mehr – es kam PVC Boden in den Bus und einige Details habe ich mit Kork verkleidet. Auch sind schon Gardinenstangen montiert. Also hier die restlichen Fotos vom Innenraum.

Jetzt geht es draußen und vorne im Fahrerhaus weiter ! Es kamen neue Reifen 215 / 85 / R 14 auf die frisch lackierten Felgen. Ebenfalls die originalen Radkappen mit VW Logo in Wagenfarbe.
Damit ich meine Solarpanele untergebracht bekomme musste ebenfalls noch ein Dachgepäckträger her. Aber sehr selbst.

Dann kam noch ne kleine Revision vom Unterfahrschutz – neu gedämmt und ne Ecke mit GFK und Alu geflickt.

Bis hierhin war es das erstmal – nächste Woche gehts zum TÜV.

Danke fürs lesen.